Corona 1: Frankreich im Krieg
Seit gestern Mittag 12.00 Uhr darf man in ganz Frankreich das Haus nur noch in zwingenden Fällen verlassen. Im Formular, das man ausgefüllt bei sich tragen muss, gelten nur fünf Gründe als Ausnahme:
100000 Polizisten sind aufgeboten, diese Massnahme durchzusetzen. Monsieur le Président hat dem Virus offiziell den Krieg erklärt und setzt damit alle Einwohner Frankreichs zwischen die Fronten. Dass das ernst genommen wird, zeigt sich daran, dass einzelne Unternehmen schon lange vor 12 Uhr dicht gemacht haben. Im Auchan gibt es keinen Zucker, kein Mehl und keine Kartoffeln mehr. Vor allem die Rayons mit verpackten Lebensmitteln sind leer. Die Menschen befürchten das Schlimmste.
Da auch ich im Wald einen minimalen Kontakt zur realen Aussenwelt habe, bleibt mein Alltag von alldem nicht verschont. So habe ich meine Motorsäge letzten Donnerstag in die Reparatur geben müssen. Jetzt bleibt sie beim Händler auf unbestimmte Zeit versorgt. Nur noch Bauern werden auf telefonische Voranmeldung bedient. Ich muss mich neu organisieren. Und habe mehr Musse, mich über die Situation auch in der Schweiz über mehrere Medien zu informieren.
Dabei geht mir des Öfteren die Galle hoch. Unisono stellt sich die ganze Welt hinter die getroffenen Massnahmen. Einige an prominenter Stelle Sitzende finden das alles übertrieben. Aber es werden immer weniger. Dass ich trotzdem sauer bin, liegt daran, dass zwar einiges unternommen wurde und auch ich halte mich an die Massnahmen. Aber so wie das Bessere der Feind des Guten ist, so ist das „Richtigere der Feind des Richtigen“. Nur der Zufall, dass mein Filius gerade in Singapur arbeitet, bringt mich dazu, die Situation dort mit unserer in Europa zu vergleichen. Und man sieht deutlich, dass dort einiges „richtiger“ gemacht wird.
Am Dienstag morgen wurde der Marktplatz in Basel ab 6 Uhr von den Marktfahrern aufgebaut. Um 10 Uhr ist alles wieder verschwunden. Offensichtlich hat man aus der Perspektive des Rathauses gefunden, dass das eine Veranstaltungen mit mehr als 150 Personen sei. Derweil sich die Menschen halt im Migros Dreispitz um den Gemüsestand drängeln…
Am selben Tag herrscht in Singapur reges Treiben, auch grenzüberschreitend:
Beim Grenzübergang zu Malaysia gibt es am Dienstag Abend offensichtlich ein Gedränge bei der Einreise. Malaysia hat angekündigt, die Grenze zu schliessen. Malaysische Grenzgänger versuchen noch im sicheren Singapur zu landen, um dort weiterhin arbeiten zu können. Nicht Singapur schliesst die Grenzen, denn die Epidemie haben sie dort im Griff — aber auf den Import von Arbeitskräften und Lebensmitteln ist der Stadtstaat dringend angewiesen.
Was macht denn Singapur so besser als viele andere? Ohne über alle Details informiert zu den, wage ich in den nächsten Blogeinträgen ein paar Gedanken dazu zu äussern. Und das Verhältnis der westlichen Gesellschaft zur Wissenschaft wird ein Thema sein. Auch wie die Kommunikation und der Journalismus im speziellen dazu steht, was Sprache mit uns macht und ob Denken und Glauben zusammen möglich sind. Das alles aus der Sicht eines „Generallaien“. Ich mute mir das solange zu, bis sich die Wissenschafter über Grundlegendes untereinander einig sind.
So handelt der nächste Beitrag vom exponentiellen Wachstum. Experten bekämpfen sich gegenseitig erbittert mit bösen Worten, was exponentielles Wachstum mit der Pandemie zu tun haben könnte. Ich amüsiere mich als Laie köstlich.