
Auf diesen Tag musste ich lange warten. Nach vielen regnerischen Tagen endlich schönes Wetter: beste Bedingungen, um im Wald zu arbeiten. Wer kümmert sich da (ausser ein paar Südfranzosen mit Sommerpneus auf den Felgen) um das bisschen Schnee, der die Piste bedeckt. Mit den fetten Spezialpneus klettert mein Stinker über alle Steigungen und Hindernisse.
Es liegt noch eine Birke am Boden, die ich vor drei Jahren gefällt habe und die dann *Monsieur le Président* (zusammen mit der kaputten Achillessehne) mich gehindert hat, zu holen. Sie liegt auf einer Parzelle, die offensichtlich vor einigen Jahrzehnten genutzt wurde und auf der sich nun ein dichter Jungwuchs entwickelt. Eschen, Eichen, Kirschbäume und Birken machen sich breit.

Aber auffällig ist, dass sich auch noch etwa zwanzig junge Buchen mit ihrem Herbstlaub zeigen, obwohl im Umkreis von mehr als hundert Metern kein einziger Fruchtbaum anzutreffen ist. Nur zwei grössere Buchen stehen weit entfernt auf meinen Parzellen. Noch vor sechzig Jahren steuerte der Brennholzverkauf in die Stadt wesentlich zum Einkommen der Einheimischen bei. Mein 90-jähriger Nachbar Jean weiss auch noch, dass auf einigen Parzellen, auf denen nun Eichen als Stockwuchs stehen, Köhler am Werk waren. Energie kam dannzumal halt noch aus dem Wald. Heute aus Katar.
Ich werde den jungen Buchen möglichst viel Raum zur Entwicklung geben, um wieder einen standortgerechten Bestand zu erreichen. Das zwingt mich nun, mehr Föhren zu verheizen, die übermässig gepflanzt als schnellwüchsige Baumart bevorzugt wurden. Es stehen ein paar davon dürr am Pistenrand und drohen, umzustürzen. Leider ist die Wettervorhersage aber wieder schlecht.

Auf der Heimkehr bei Sonnenuntergang begrüsst mich der Vollmond am Horizont.