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Zeitreise

Mit einer Zugreise in den Süden Frankreichs macht man nicht nur eine Reise von A nach B, sondern auch eine Reise vom 21. Jahrhundert zurück zu den Anfängen der Eisenbahn.

Mit dem TGV flitzt man ab Basel mit 250 durch die Ebenen. Nur unterbrochen von kurzen Aufenthalten in überdimensionierten, modernen aber menschenleeren Bahnhöfen Ostfrankreichs. Nach dem Umsteigen in den Regionalzug wird der Reisende aber ins gefühlte 19. Jahrhundert gebeamt. Zwar fährt die Lok nicht mehr mit Kohle und Dampf, sondern mit Diesel und Strom und der Wagen ist somit auch angenehm klimatisiert. Aber die Bahninfrastruktur setzt jedem Modernisierungstrend der Zugkomposition den Chic der Gründerzeit entgegen. Mit maximal 40 km/h bahnt sich der TER seine Spur durch die Wälder, vorbei an Bahnhöfen, die zwar genauso menschenleer wie auf der TGV-Strecke sind, aber manchmal nur so gross wie ein Kiosk. Und man bekommt das Gefühl, dass hier schon seit hundert Jahren niemand mehr aus- oder zugestiegen ist.

Begleitet wird man auf dieser Reise von freundlichem Zugpersonal, das an einer Haltestelle aber auch mal die forsche Anweisung geben kann, den Zug für den Richtungswechsel der Komposition kurz zu verlassen. Das sei Vorschrift. Vielleicht hat der Zugführer keine Lust, den Führerstand ausserhalb der Wagen zu wechseln. Vielleicht soll er aber auch nicht mit den Fahrgästen in Kontakt kommen, weil er immer noch die schwarzen verrussten Kleider vom Kohle schippen trägt.

Und hier noch für alle Klimawandelgläubigen die CO2-Infos für eine Fahrt mit dem Zug zu mir: 19 kg pro Reisenden (TGV 4 kg mit französischem Atomstrom, TER 15 kg aus Diesel). Zum Vergleich ein Mittelwert mit dem Auto: 200 kg. Flug Basel-Montpellier und mein Taxidienst: 160 kg Flug und 45 kg Auto.