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Urs im Wald

Nulltoleranz hat einen Preis

Mein Kampf mit oder gegen die campagnoles ist diesen Winter eskaliert. Da ich die Wühlmäuse in der Nähe meiner Bepflanzung toleriert habe, ist es ihnen immer wieder gelungen, meine vergrabenen Schutzgitter um den Safran zu umgehen. Ich habe zunehmend das Gefühl bekommen, dass Safranknollen ihre bevorzugte Nahrung geworden ist. So ist mir halt der Kragen geplatzt. Ich habe mit zwei weiteren Fallen aufgerüstet und im Umkreis von etwa 30 Meter rund um meine Safranpflanzen eine Zone der Nulltoleranz definiert, um beim Erscheinen eines neuen Erdhügels sofort zu interveniert. Innert weniger Tage ist es mir gelungen, etwa ein Dutzend der Viecher zur Strecke zu bringen. Hier das letzte der Sippe.

Etwa ein Drittel meiner gepflanzten Knollen ist verschont geblieben und hat sich den Winter über gut entwickelt. Aber letzte Woche ist ein neuer Hügel erschienen. Zwar etwas vom Safran entfernt, aber doch innerhalb des Interventionsperimeters. Mit etwas gemischten Gefühlen habe ich die Fallen platziert und beim zweiten Versuch ist auch eine zugeschnappt. Und hat tatsächlich den Falschen erwischt.

Es ist nicht das erste Mal, dass es einem Maulwurf das Leben gekostet hat. Im Gegensatz zu den Wühlmäusen, die es immer mit einem Genickbruch ereilt, so klemmt es den Maulwürfen jeweils nur eine Pfote ein. Die beiden Bodenwühler müssen eine ganz unterschiedliche Technik haben, um sich in den Gängen fortzubewegen. Da sie sich offensichtlich der gleichen unterirdischen Infrastruktur bedienen (der Pflanzplätz befindet sich auf einer Schutthalde aus alten Wohnhäusern und somit mit vielen Hohlräumen) und ich die oberirdischen Haufen nicht unterscheiden kann, so bezahlen nun die Maulwürfe unverdient für meine Politik der Nulltoleranz. Und gleich noch meist mit einem leidvollen Lebensende, denn mit einer eingeklemmten Pfote sind sie nicht sofort tot. Diesem Maulwurf ist offensichtlich jemand zu Hilfe gekommen, der ihn auch im Genick noch angefressen hat.

Ob ich nun den nächsten Safranreis noch geniessen kann?

Auf dem letzten Drücker

Gerade noch rechtzeitig vor einer längeren Regenperiode konnte ich gestern etwa ein Dutzend Bäume fällen. Danach, vermute ich, wird das grosse Spriessen im Wald das Bäumefällen verhindern. Aber nicht rechtzeitig konnte ich mein Tagwerk abschliessen. Die einbrechende Dunkelheit verhinderte, dass ich die Piste noch freilegen konnte. Jetzt warten noch etwa acht Ster Holz am Boden, verarbeitet und ins Trockene gebracht zu werden.

Ein Grund dafür, dass ich immer wieder auf mein Programm in Verzug gerate, ist die mangelnde Erfahrung, Theorie zügig in Praxis umzusetzen.

Der Standardablauf von Keil- und Trennschnitt muss immer wieder am einzelnen Baum angepasst werden. Sowieso sind die Eichen hier meist aus Strunkausschlägen gewachsen. Einzeln sind die Bäume von schwachem Durchmesser und stehen, sich gegenseitig abweisend, schief. Das bringt die Versuchung mit, sie einfach glatt und sogar ohne Keilschnitt abzusägen. Sie fallen dann in der natürlich gewachsenen Richtung. Das geht meist gut. Aber eben nur meistens.

Hier wurde mir die Routine des Tages beim letzten zu fällenden Baum zum Verhängnis. Er hatte eben nicht genau die von mir geschätzte Neigung. Beim Fällschnitt hatte ich erwartet, dass er sich langsam zur Fallkerbe hin zu neigen beginne. Aber nicht so. Urplötzlich und kaum sichtbar bewegte er sich in die andere Richtung und verklemmte die Säge. Es blieb mir keine Zeit, das Schwert ganz zurückzuziehen. Ein paar hundert Kilo lasten so auf der Säge. Dabei kommt ein eigenartiges Gefühl auf, plötzlich das wichtigste Arbeitsinstrument zu verlieren. So etwas wie Hilflosigkeit, denn das war mir noch nie passiert.

Aber die ganz grundlegenden Kenntnisse und Erfahrungen aus meinem Handholzerkurs sind einfach Gold wert. Die Mittel, um eine Hobelzahnsäge nicht im Fällschnitt einklemmen zu lassen, sind auch hier anwendbar, um das Schwert wieder aus der Umklammerung zu lösen. Motor abgeschraubt und Keile mit heftigen Schlägen eingetrieben: der Baum wurde angehoben und fiel dann auch über die Fallkerbe in die andere, vorgesehene Richtung.

Auch wenn der Tagesablauf durch solche Ereignisse jeweils etwas in Verzug gerät - die Freude, das Problem gemeistert zu haben, überwiegt. Und immer möglichst gesund bleiben dabei, ist die Devise.

Der Winter ist vorbei

Auch wenn vor wenigen Tagen die Welt noch anders ausgesehen hat … … jetzt zeigen sich die ersten Vorboten der wärmeren Jahreszeit. Während die Veronica des jardins (Ehrenpreis) noch ein paar Nachtfröste ertragen müssen, so muss ich mich sputen, um noch einige Ster Brennholz zu holen, bevor auch im Wald das grosse Spriessen wieder richtig los geht. Nur: wie immer stecke ich im Dilemma zu entscheiden, an welcher Ecke ich vorwärts kommen soll. Hinter diesem Haufen von unsortiertem Material versteckt sich nämlich ein lang ersehntes Projekt. Und wie immer gilt es, geduldig zu warten (wobei sich „warten“ natürlich nicht auf mich beziehen darf), bis mal etwas Konkreteres sichtbar wird.

Die Geschichte eines Projektes

Brennholz hält mir den ganzen Winter durch den Hintern warm und ist deshalb überlebenswichtig. Bisher habe ich einen Vorrat davon in mehr oder weniger hässlich aufgestapelten Beigen aufbewahrt und mühsam mit alten Eternitplatten notdürftig abgedeckt. Das musste einfach mal ändern und daraus ist ein kleines Projekt entstanden: ein Unterstand. Die Platzierung ist rasch gefunden. Eine überwucherte Ecke nahe Einfahrt und Haus. Auf meinem Uralt-3D-Programm entsteht erstmal ein Kontruktionsplan. Dann wird der Untergrund vorbereitet. Dabei erlebt man immer wieder kleine Überraschungen. Ein grosser behauener Quader ist beim Buddeln aufgetaucht. Er ist wahrscheinlich beim Bau der neuen Strasse in den Achtzigerjahren als Aufschüttung verwendet worden. Aber woher er stammen könnte, ist unklar. Aufgrund seiner Dimensionen wäre er einem Schloss wie Versailles würdig. Möglich, dass er aus der alten Brücke stammt, die dem Neubau beim Strassenbau weichen musste. Das Gewicht des Quaders von etwa einer Tonne hat meine Bandscheiben gefordert. Nun liegt er schön ausgerichtet an seinem neuen Platz. Die Fundamente für die Ständer sind gegossen und die Metallfüsse gesetzt und verklebt. Für die Holzkonstruktion habe ich mich hier für einfaches Bauholz in Fichte entschieden, denn bei der Materialwahl stelle ich mich immer darauf ein, dass ich nichts mehr in meinem Leben ein zweites Mal aufbauen will. So etwa dreissig Jahre sollte diese Konstruktion also durchstehen… Der Unterstand ist nun mit den alten Eternitplatten provisorisch gedeckt und so erwartet mich nun ein Folgeprojekt: ein Dach aus Holzschindeln.

Irgendwann wird die Liste der Projekte nicht mehr immer länger sondern kürzer. Hoffe ich.

Feinde überall!

Dass ich dauernd die Mäuse jagen muss, die sich unterirdisch an die Safranknollen heranmachen, daran habe ich mich gewöhnt. Aber in diesem Schneckenjahr sind auch die Blüten in Gefahr gekommen, gefressen zu werden. Das geschieht offensichtlich so früh am Morgen, dass ich regelmässig zu spät komme und wenig für mich übrig bleibt. Mit einer Ernte von etwa drei Gramm Safran liege ich noch weit unter der Limite, um einen anständigen Return on Investment erreicht zu haben. Der Kampf ums Überleben geht also weiter…

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