Meine neue Einheit
Gewöhnlich misst man den Aufwand für eine Arbeit in Einheiten der Zeit: Stunden, Tage oder Wochen. Bei der Arbeit an der neuen Stützmauer zähle ich aber anders.
Um diesen letzten Stein der Mauer neu zu platzieren, musste ich ihn ausbuddeln. Auf seiner Rückseite wurde eine Gravur sichtbar, die ihn als Sturz für einen Hauseingang ausweist: ein ganz spezielles Stück. Er wiegt über 400 Kilogramm. Die Entscheidung, ihn zu drehen, damit die Gravur nicht kopfsteht, fiel mir nicht leicht. Aber ich wollte, dass sie lesbar bleibt. Also musste er ganz aus seinem angestammten Platz herausgeholt, auf seine Füsse gestellt und noch um seine Achse gedreht werden.
Hier liegt er nun bereit, um wieder zurückgeschoben zu werden.
Dieses Manöver hat mich eine ganze meiner neuen Arbeitseinheiten gekostet. Ich nenne sie: ein Rücken. Immer wenn sich meiner mit Schmerzen meldet, höre ich auf und gehe unter die Dusche.
Die ganze Mauer wird mich mehr als ein Dutzend Rücken kosten. Besser aber zwölf gesunde Rücken als nur einen, aber kaputten.
Wem die Signatur „1790 + F + R“ zugeordnet werden kann, wird wahrscheinlich nie bekannt. Die Geschichte des Dorfes ist nur rudimentär dokumentiert. Doch die beiden Kreuze – stark vereinfacht, aber klar erkennbar – sind Varianten des Okzitanerkreuzes. Sie verraten, dass wir uns zwar am nördlichsten Rand, aber dennoch im Pays d’Oc befinden.