Projekte schürfen
Bei dieser Aussentreppe, wahrscheinlich schon vor 250 Jahren aus grossen Steinquadern gesetzt, ist vor 70 Jahren schon jemand abgestürzt und dabei verstorben. Ich wollte mit einem Handlauf das Besteigen der Treppe sicherer machen und verhindern, dass noch jemand zu Schaden kommt.
Eigentlich wollte ich nach vollbrachter Arbeit bloss die Treppe von losem Dreck befreien. An der obersten Treppenstufe legte ich dabei aber eine riesige Steinplatte frei, die an der leichten Neigung des Geländes den obersten Abschluss bildet. Bei Regen fliesst das Wasser entlang der Mauer des Ateliers gesammelt über diese Platte. Leider hat sich die Platte im Verlauf der Jahrhunderte ein paar Zentimeter gegen die Bruchsteinmauer hin abgesenkt, womit das Wasser sich an der Mauer staut. Kein Wunder, dass bei regnerischem Wetter im Innern des Ateliers die Mauer feucht wird.
Damit habe ich ein neues Projekt „gefunden“: Steinplatte neu ausrichten. Da sie etwa 250 Kilo auf die Waage bringt, muss ich mir etwas einfallen lassen. Da zur Zeit wieder sehr trockene Tage vorausgesagt sind, bleibt mir aber etwas Zeit dafür. Trotzdem gebe ich diesem Projekt die Nummer 3. Damit verschieben sich die restlichen 123 um eine Position. Wen kümmert es?
Vor fünf Jahren gesetzt hat dieser Aprikosenbaum noch jeden Frühling nach einer reichen Blüte alle seine Früchte wieder verloren. Fröste, die in dieser Höhenlage noch sehr spät auftreten können, sind jeweils der wichtigste Grund dafür. Das war auch diesen Frühling so.
Aber seit Wochen beobachte ich ein einziges kleines Früchtchen, das an einem dürren Ästchen hängend bisher allen Widrigkeiten getrotzt hat und immer grösser geworden ist. Jetzt warte ich mit viel Geduld, bis die Aprikose die volle Reife erreicht hat. Viel Geduld brauche ich wahrscheinlich auch, bis die Klimaerwärmung mir mal ermöglicht, mehr als eine Aprikose zu ernten…
Dieser Durchgang zwischen der Stützmauer der Strasse und der Ostfront des Häuschens war zu Beginn durch eine Aufschüttung versperrt. Davon freigeschaufelt konnte die vorher immer wieder durchnässte Hausmauer austrocknen. Jetzt habe ich aus dem hier aussortieren Geröll, 500 Liter Sand, 100 Liter Zement und 100 Liter Wasser eine Mauer aufgebaut, die mir nun als Muster für die weiteren Umgebungsarbeiten dient. Mit einer Länge von 5 Meter und einem Volumen von 2 m3 hat sie mich vier Tage lang beschäftigt. Jetzt bleiben mir rund ums Haus nur noch ungefähr 15 m3 Mauerwerk übrig, um alles fertig zu stellen. Diese Zahlen sind wertvoll, um planen zu können — und den Mut nicht zu verlieren.
„Un rat!“ rief Jean, als ich ihm meine Jagdtrophäe zeigte. Tatsächlich hatte die Wühlmaus eine beträchtliche Körpergrösse, als sie sich bei meiner Wässerung der neusten Erdlöcher vor dem Ersaufen rettete und zuerst nur mit ihrem Kopf aus dem Erdloch lugte. Was mich überwinden liess, diesem netten Wesen mit den beiden Kulleraugen eins über den Schädel zu ziehen, weiss ich nicht. Es müssen Urinstinkte gewesen sein. Oder einfach der Ärger über die von ihr bisher gefressenen 200 Safranknollen, 20 Lauchsetzlingen und anderem untergrabenem Gemüse.
Mich wundert bloss, weshalb jetzt plötzlich so viele Löcher gegraben werden. Auffällig ist, dass keine der typischen Erdhaufen sichtbar sind.
Meine (wissenschaftlich noch unverifizierte) Theorie: es könnte sich um eine einzelne einsame Wühlmaus handeln, die versucht, an eine immer seltenere saftige Wurzel zu kommen. Durch die bis in die Tiefe steinhart gewordenen Böden aber beginnt es ihr bald zu stinken, unterirdisch zur nächsten Wurzel zu graben. Also beginnt sie verzweifelt, oberirdisch mit einem neuen Grabversuch an einen weiteren Leckerbissen zu kommen.
Soll ich mit ihr Mitleid haben? Jean hat sicher keines. Gespannt bin ich auf das Resultat seiner grossangelegte Giftaktion. Wahrscheinlich wird das bloss ein Schuss in den Ofen.