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Urs im Wald

Prototypen

Damit es interessant bleibt, müssen meine Möbelentwürfe jeweils ein paar Besonderheiten aufweisen. Mit diesen beiden Betten im zukünftigen Gästehaus können nun wahlweise zwei Einzelbetten oder, beide aneinander fixiert, daraus ein Doppelbett gemacht werden. Die Rollen vereinfachen das Verschieben im Raum. Die Kopfplatte hat eine einfache Mechanik, die das Lesen im Bett bequem machen soll — vielleicht eine Weltneuheit. Aber wen soll das interessieren. Hauptsache es funktioniert. Und auf gehts zu neuen Projekten.

Home working

Seit Wochen schon scheint tagsüber die Sonne und nachts strahlen die Sterne vom Himmel. Und dann wird es jeweils bitter kalt. So kalt, dass der Holzleim sich weigert, im ungeheizten Atelier zu härten. Er verlangt mindestens 10 Grad über null. Also zügle ich die zugeschnittenen Holzteile für die Betten in die Küche und verleime sie hier bei 20 Grad. Home working. Das geht auch ohne ministerielle Anordnung.

Futur II

Das Wedeli machen habe ich vor mehr als 30 Jahren anlässlich meiner Handholzerausbildung im Emmental kennengelernt. Das Astmaterial der gefällten Bäume wird so zumindest zum Teil als Brennmaterial verwendbar. Da meine *cuisinère* nur über einen kleinen Brennraum verfügt, schrumpfe ich die sonst einen Meter langen „Wedeli“ auf 25 Zentimeter. In den bäuerlichen Familienstrukturen des Emmentals war diese leichte Arbeit den „Grossättis“ vorbehalten. Und so ist mir beim Wedeli machen auch der Gedanken gekommen, ob ich wohl in 20 Jahren vielleicht noch die Kraft dazu aufbringen werde, wenn es dann mal für das Bäumefällen nicht mehr reichen sollte. Ja, wie lange habe ich noch Zeit für diese Arbeiten im Wald, beim Renovieren? Es war vor einigen Jahren diese Sicht in die Zukunft, die mich zum Verfolgen eines Planes und zum Erreichen eines Ziels anregte, um bis hierher zu kommen. „Wenn du Gott zum Lachen bringen willst, erzähle ihm von deinen Plänen“, meinte dazu Blaise Pascal. Ist es da vielleicht vernünftiger, das Leben nicht auf ein Ziel auszurichten, sondern vom Ende, vom eigenen Lebensende, her zu denken? „Wer möchte ich gewesen sein?“ ist dann die Frage. Die grossen Denker dieser Zeit nennen das das Denken im Futur II. Mit den sechs Zeitformen stehe ich zwar des Öfteren auf Kriegsfuss. Aber dieses Futur II hat es mir angetan. „Der Weg ist das Ziel“ wäre aber eine falsche Folgerung daraus. Denn der Weg bleibt der Weg und das Ziel das Ziel. Aber nicht das Erreichen eines Zieles wird zur alles bestimmenden Frage, sondern wer man auf dem Weg dahin war. Oder gewesen ist? Kack, diese Zeitformen. Beim nächsten Wedeli machen wird mir wieder Zeit zum Grübeln bleiben.

Die Höhenangst ist überwunden

*Bastaings* nennen die Zimmermänner (-frauen sind mir leider noch keine begegnet) in Frankreich die Balken, meist aus Fichte und Weisstanne roh gesägt, die vor allem für Dachkontruktionen verwendet werden. Aus etwa 20 dieser Balken habe ich mir zuerst drei unterschiedlich hohe, auf Rädern mobile Gerüste gebaut, um damit gefahrlos bis unter die beinahe sechs Meter hohe Decke arbeiten zu können. Dazu musste ich, um die fünf Meter langen Balken aufzusägen, die ganze Ateliertiefe von 11 Metern ausnützen. Mehrmals habe ich die Kreissäge dabei an ihre Leistungsgrenzen gebracht. Sie hat es überstanden. Nach mehreren Wochen Arbeit steht nun der ganze Ständerbau bis unter die Decke — bereit, um später die Isolation und die Wandverschalung aufzunehmen. Aber vorerst sorge ich wieder für etwas Abwechslung und plane an weiteren Fenstern. Anders als beim ersten Häuschen entwickle ich den Baufortschritt nun von „aussen nach innen“. Wenn alles „aussen“ verbaut ist, werde ich mich anschliessend an den Innenausbau machen. Und erst nach der letzten gesetzten Schraube denke ich an den Einzug — es dauert noch eine Weile, nehme ich an ...

Höhenangst

Wenn ich von der neu gebauten ersten Etage auf den Boden des Ateliers hinunterschaue, dann aktiviert sich in mir die Höhenangst und ich klammere mich an alles, was mir mehr Sicherheit gibt. Und wenn ich in die Höhe schaue, dann wird mir noch mehr schwindlig. Ich muss hier eine Trennwand auf über mehr als fünf Meter hochziehen. So kann ich nicht weiterarbeiten. Ich muss mir etwas einfallen lassen. Zuerst wird das Puff aufgeräumt.