Immer wieder stosse ich beim Bauen auf einen Arbeitsschritt, den ich zum ersten Mal in meinem Leben anpacke und werde dann mit der Frage konfrontiert: „Wie mache ich das am Besten?“ Das Internet ist dabei eine reiche Quelle für Anleitungen. So bin ich auch mit der Mischung aus Kalk und Hanf vertraut geworden, sogenanntem „Hanfbeton“. Aber zuerst ging’s vorher noch an Arbeitsschritte, die mich auch sonst gefordert haben.
Das Scheunentor (wenn die Gravur 1769 im Tor wirklich glaubwürdig ist) aus dem 18. Jahrhundert soll in ein Fenster für die 2. Etage des Ateliers umgebaut werden.

Zuerst musste der Eichenbalken, der die Öffnung 250 Jahre lang trug und morsch wurde, ersetzt werden. Eine Arbeit, vor der ich grossen Respekt hatte, denn nicht zum ersten Mal hat beim Umbau eine einstürzende Bruchsteinmauer für reichlich Gefahr gesorgt.

Sieht ein bisschen improvisiert aus, zugegeben, aber die Stütze hat ihren Zweck erfüllt.

Der oberste, 50 kg schwere Eckstein, der den Balken trug und sich beim Herauslösen des morschen Balkens vom Platz gelöst und zu Boden gedonnert war, musste wieder hochgehievt und an seinen angestammten Platz geschoben werden. Ein Gerüst diente als Rampe und sicherte die Arbeit. Ich stelle mir vor, dass ungefähr so die Pyramiden gebaut wurden. Dann musste eine alte Bahnschwelle, auch so ungefähr 70 Kilp schwer, zugeschnitten und auch wieder über die Rampe hoch gewuchtet werden. Das anschliessende Setzen der Bruchsteine, um die Fensterbrüstung auszufüllen, war dann eine Sonntagsarbeit.

Geschafft. Alles mit Kalkmörtel ausgefugt und die Fensterbank mit einem Rahmen aus Eichenbrettern für die Montage des Fensters vorbereitet —jetzt fehlte nur noch, dass die Innenseite der Fensterbrüstung sauber ausgefüllt wird. Dazu habe ich mich eben für „Hanfbeton“ entschieden, der zugleich auch als zusätzliche Wärmedämmungen dienen soll.
Das „Rezept“ aus dem Internet: *Chèvenotte*, ein Granulat aus dem holzigen Anteil der Hanfpflanze, mit Kalk vermischen, Wasser dazugiessen und das Ganze zu einer schön klebrigen Masse verarbeiten und anbringen.

Ich musste die verwendeten Mengen auf meine Arbeitsweise hinunterrechnen, da ich nie mit einem Betonmischer, sondern immer nur mit 10-Liter-Kübeln arbeite. Das ist für ein „Einmannteam“ angepasster. Also frisch drauflos 8 Liter *chèvenotte* mit 3 Kilo Kalk vermischt. Easy. Und dann 5 Liter Wasser dazugegossen. Und dann gerührt und gerührt — und kräftig geflucht. Das Wasser hatte sich beim Durchsickern durch das Granulat schnell mit dem Kalk zu Klumpen verbunden und vom Granulat getrennt. Eine verdammt aufwendige Arbeit, die entstandenen Kalkknollen wieder mit dem Granulat einigermassen zu verbinden. Das Gemisch liess sich dann zwar hinter die Schalbretter abfüllen. Aber das Resultat war nicht überzeugend. Und mein vom Rühren schmerzendes Handgelenk regte mich an auszurechnen, wie lange ich für die 500 Liter wohl brauchen werde, die für die Brüstung nötig waren.
Ich weiss nicht mehr, was mich auf neue Ideen brachte. Aber hier nun das nur geringfügig an meine Handarbeit angepasste Rezept für Hanfbeton: 5 Liter Wasser in einen 10-Liter-Kübel giessen, 3 Kilo Kalk langsam unter Rühren im Wasser auflösen. Dabei entsteht, was man auch als „Kalkmilch“ bezeichnet. Je nach zu erzielender Festigkeit des getrockneten Betons kann auch mehr Kalk zugeschüttet werden. Aber mehr als die Konsistenz von Rahm sollte für die Brühe nicht überschritten werden, weil dann sonst der nächste Arbeitsschritt wieder mühsam wird: die Milch wird in einem weiteren Kübel auf 8 Liter *chèvenotte* geschüttet. Ein- oder zweimal umrühren und fertig.
Das jetzt fertige Resultat gibt mir die Zuversicht, auch an anderen Stellen mit diesem Material zu arbeiten. Ich kaufe deswegen sicher keinen Betonmischer.