Ja, die Gefahren beim Holzen sind nicht zu unterschätzen. Speziell die Arbeit mit den Motorsägen und die Veränderungen der Energiepotentiale, die beim zu Fall bringen von 1000 kg aus 10 Meter Höhe beim Fällen des Stammes oder bei der abrupte Entladung einer Spannung eines geknickten Baumes sich entfalten: die verschiedenen Gefahrenquellen sollten grosso modo bekannt sein und ihnen kann auch mehr oder weniger begegnet werden. Aber was kann schon passieren, wenn man ein Bord von einem Meter Höhe hinunter auf die Piste springt? Eigentlich nichts. Nur beim vielleicht tausendsten Mal rutscht man aus, fällt hin und ein stechender Schmerz im Fuss macht klar, dass das nicht eine alltägliche Situation sein kann.

Mehr humpelnd als laufend habe ich hier meine sieben Sachen aufgeräumt und bin mit dem lädierten rechten Fuss die Piste hochgefahren. Ein starkes Bremsmanöver musste auf der Heimfahrt vermieden werden, denn ich konnte keinen Druck auf die Fussspitzen ausüben.
Der erste Arzt meinte, die Achillessehne sei nur angerissen, er sehe noch eine Verbindung zur Ferse. Ich müsse mich schonen, um eine Operation zu vermeiden. Eine Woche später gab es eine genauere Bilddiagnostik im Spital und dieser Arzt meinte nun, man müsse den Chirurgen beiziehen. Nach dessen ersten Blick auf meinen Fuss war klar: die Achillessehne sei ganz gerissen. Es gebe hinter der grossen Sehne noch eine kleinere, die nicht dieselbe Funktion übernehmen könne. Der Operationstermin ist schnell auf den nächsten Tag festgesetzt.
Die zehn Tage vorher hatte die Meteo immer wieder Schnee vorausgesagt. Es blieb immer trocken. Aber am Morgen des Operationstermins hat Petrus die Landschaft in ein tiefes weisses Kleid gelegt. Wie soll mich so jemand die beinahe 2 Kilometer bis zur *départementale* hinauf und bis ins Spital bringen? Mit französischen *pneus d‘hiver* hat man da keine Chance. Der Schneepflug lässt auch auf sich warten, die Taxis sind ausgebucht oder stecken selbst im Verkehr fest. Man hätte noch die Möglichkeit, die *pompiers* zu rufen. Aber das wäre unverhältnismässig. Also habe ich mich entschieden, mit dem Pyjama und dem Zahnbürsteli im Rucksack die Sache selbst in die Hand zu nehmen und mit dem Handstock bewaffnet den Aufstieg unter die lädierten Füsse zu nehmen. Treu und unerschrocken hat sich mein Nachbar Bernard bereit erklärt, mich auf dieser Expedition zu begleiten.

Oben angekommen haben wir uns ein Selfie gegönnt im Bewusstsein, so etwas wie eine Erstbesteigung unter erschwerten Bedingungen geschafft zu haben.
Schon nach ein paar Schritten hinunter in Richtung Spital hat mich ein Autofahrer mit *pneus contacts*(!) auf den Felgen beinahe zur verabredeten Zeit ins Spital gebracht.

90 Minuten später nach Lokalanästhesie, Operation und einem „echten“ *plâtre* aus Kunststoff liege ich von einer engagierten, aufgestellten und gut harmonierenden *équipe* umsorgt im Bett. Die *Hôpiteaux de France* haben mein Vertrauen gewonnen.
Jetzt warte ich— eher weniger als mehr — geduldig bis Ende Januar zuhause auf einen wieder belastbaren rechten Fuss.