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Urs im Wald

Allumer le feu

Schon die Einladung des Foyer rural zum Feu de la Saint Jean am Samstag hat mich gwundrig gemacht, denn folgerichtig zum Geschlecht des „Heiligen Hans“ müsste es ja Feu du Saint Jean heissen. Niemand konnte mir unter den Eingeladenen diese sprachliche Formulierung erklären, aber es wurde mir versichert, dass es sicher keine neue Erkenntnis über eine Geschlechtsanpassung des Heiligen Johannes sei. Vielmehr ist die vorchristliche Tradition der Sonnenwendefeiern von Ende Juni der Anlass zu einem Fest. Die Päpste haben im Mittelalter mit dem Namenstag (la fête) des Heiligen Jean Babtiste vom 24. Juni das Fest dann christianisiert. Das Feuer soll in dieser Nacht die Hexen ferngehalten haben. Heute dient es als Gelegenheit, bei Wurst und pommes gesellig zusammen zu kommen und auch das Trinken nicht zu vergessen.

Unter den Klängen von Johnny Hallyday wird gleich nach dem Eindunkeln schnell ein beeindruckendes Feuer entfacht und ein paar Jungs wissen auch noch, wie man mit den Tänzen ums Feuer den Traditionen fröhnt.

Mir verschaffen diese kleinen Feste ein bisschen Ablenkung vom ewigen Basteln und die Gelegenheit, ein paar neue Menschen aus der Nachbarschaft kennen zu lernen. Vom Nachbarn Jean muss ich mir dann anderntags jeweils die Frage gefallen lassen, ob ich bei diesem Anlass endlich eine fiancée gefunden hätte…

Planung ist die halbe Miete

Beide Häuser waren beim Erwerb vor fünf Jahren im Zustand von „Ruinen mit Dach“. Seit Jahrzehnten nicht mehr bewohnt und deshalb in einem argen Zustand. Das hier ist der Stall vor dem Umbau. Es wurde ein neues Dach gesetzt, neue Fensteröffnungen gebrochen und der Boden betoniert. Hier habe ich bisher im Trockenen die Ausbauelemente für das erste Haus erarbeitet. Jetzt geht es voller (Über-) Mut an den Ausbau des zweiten Hauses. Als Haus „für mich“ gedacht und deshalb bin ich voll motiviert.

Eine gute Planung sei alles. Die Erfahrung bisher lehrt mich zwar, dass Improvisation vielleicht noch wichtiger ist. Aber Mittels meiner alten Software habe ich deshalb nun ein 3-D-Modell für den Ausbau des Ateliers erarbeitet, um als erste Ausbauetappe mehr Raum für das Baumaterial zu gewinnen. Das Modell dient mir als Grundlage für den Materialeinkauf. Geduld sei jetzt bei der Bestellung von Bauholz gefragt, sagte mir der Händler. In der Zwischenzeit gibt es noch viel anderes zu tun. Es würde mir ja sonst langweilig, nur zu warten.

Gebastelt, aber ...

… es funktioniert.

Meine Nachbarn meinen, wenn ich in meinen Arbeitskleidern unterwegs bin, ich sei der einzige travailleur hier. Ich muss dann jeweils korrigieren, ich sei bricoleur. Tatsächlich bin ich in allen Bereichen und mit allen Materialien, sei es Holz, Lehm, Kalk oder Metall, ein Anfänger. Jedesmal, wenn ich ein neues Projekt anpacke, dann muss ich mich vorsichtig an das gewünschte Resultat herantasten. Das ist auch mit den Türen und Fenstern so, die ich nicht als fertige Industrieprodukte kaufen und montieren wollte, sondern in der „Tradition“ der Häuser selbst herstelle. Jahrhunderte lang sind diese Häuser im Eigenbau erstellt, verändert und unterhalten worden. Das sieht man an vielen Details, die nicht auf höchsten handwerklichen Standard hinweisen. So sind von nahe betrachtet auch meine Werke unschwer als Bastelei erkennbar.

Aber ich versuche mit einfachen Methoden und dauerhaften Materialien eine bestmögliche Funktionalität und Dauerhaftigkeit zu erzeugen. So hat meine Eingangstüre den ersten Winter schadlos überstanden und fällt immer noch mit Leichtigkeit ins Schloss. Hoffentlich noch für manche Jahre.

Hin und wieder muss ich aber schon nach einem Jahr nachbessern, weil sich eine Konstruktion nicht bewährt hat. So geschehen beim Drehgriff an der Eingangstüre zum Beispiel, der nur mit Krafteinsatz bedient werden konnte. Jetzt habe ich ihn durch einen Drücker ersetzt (style Cévennes), der jetzt auch von zarten Frauenhänden leicht betätigt werden kann. Es wäre ja zu schade, wenn Besucherinnen nur deshalb ausgeschlossen würden, weil sie nicht selbstständig das Haus betreten können…

Nun sind alle Türen und die acht Fenster am Haus verbaut. Mit Isolierglas versehen werden sie im nächsten Winter für mehr Komfort sorgen.

Von einigen Retuschen und Malereien im Innern abgesehen ist diese Renovation abgeschlossen. Ich mache mich nun an die Detailplanung des zweiten Hauses. Ähm — der Elektriker sollte noch zwei, drei Installationen anbringen. Wenn aber die neue optische Fiberglasleitung auch meine Häuschen erreicht haben wird, sollte auch das für ihn Grund genug sein, aufzukreuzen. Immerhin sieht man jetzt im Wald, dass die alten Telefonmasten durch neue ersetzt worden sind. Es besteht noch Hoffnung für eine terrestrische Anbindung an die Welt da draussen.

Brennholz aufbereiten: So geht es

Erstens: Baum fällen. Zweitens: Aufsägen. Bis zur Spitze brauchte es bei dieser Zitterpappel 22 Schnitte. Es hat wenige Bäume mit diesem Stammdurchmesser in meinem Wald. Das ist gut so, denn meine kleine Stihl ist hier an ihre Grenzen gekommen. Drittens: Spalten. Meine liebste Arbeit. Besser als Tennis und Golf zusammen. Hier eine kleine Stilstudie dieses Arbeitsschrittes:

Viertens: Aufräumen. Pünktlich zum Anfang einer wärmeren Wetterperiode ist die Wiese wieder sauber und ich kann mich schon auf eine neue schöne Blumenwiese freuen. Und das ist das Resultat der ganzen Arbeit: Etwa 12 Ster Brennholz für den nächsten Winter. Vorerst. Es liegen noch ein paar Birken am Boden, die ich während des letzten Confinement nicht holen konnte. Es wird nun höchste Zeit dafür, aber ich gönne meinem Rücken nun ein bisschen Erholung.

Endlich ...

… endlich fühle ich mich wieder stark genug, um im Wald zu arbeiten und für den nächsten Winter vorzusorgen. Zuerst muss ich bei Pflegeeingriffen am Bachbord mit ein paar Fingerübungen für die notwendige Routine sorgen. Aber dann ist es höchste Zeit, zur Sache zu gehen. Der Frühling steht vor der Türe. Etwa ein Dutzend Zitterpappeln, Kirschbäume, Birken und Eschen liegen nun am Boden und müssen aufgesägt und gespaltet werden. Eine tolle Arbeit inmitten wunderbarer Natur.