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Urs im Wald

Zwei Schwestern des Herbstes

Die Herbstzeitlosen weisen in den Wiesen seit ein paar Tagen schon mit ihren lila Blüten auf das Ende der warmen Tage hin. Ihre edlen Schwestern, die Safranknollen, bereiten sich in meinem Garten erst noch auf ihre Blütezeit vor. Da ich einjährige Knollen gesetzt habe, wird von den 350 Pflänzlingen nur ein kleiner Teil eine Blüte ausbilden. Gespannt warte ich auf das Erscheinen der ersten lila Blüten, um ihnen die so begehrten Fäden zu stehlen.

Die dritte

Langsam bekomme ich Routine im Bau von Aussentüren und durch bei den Vorgängerinnen jeweils begangene Fehler kann ich auch den Bauplan immer noch verbessern. Es bleiben ja noch drei weitere zu bewerkstelligen. Immerhin ist mit diesem Eingang ins Atelier der Startschuss zur Renovation des zweiten Hauses gefallen. Auf gehts.

Projektarbeit

Nicht immer gelingt es mir, die Arbeit in überschaubare Projekte einzuteilen. Und noch weniger finde ich eine sinnvolle Reihenfolge, diese nacheinander abzuarbeiten. Zu oft mache ich einfach das, was mir gerade einfällt oder am meisten Lust bereitet. Also warum nicht mal wieder etwas mit Eisen basteln? Dieser Spion an der Eingangstüre soll an den Bewohner erinnern: Hier wohnt der Petit Suisse.

So vergehen die Tage

Die nassen Tage wirken sich bei milden Temperaturen sehr förderlich auf das Wachstum der Pflanzen aus. Die Spargeln hören nicht auf, immer neue Triebe zu bilden. In der Kläranlage wächst der Schilf wie noch nie und erreicht bald eine Höhe von vier Metern. Auch die Unkräuter im Garten bilden sich zu imposanten Gestalten aus. Auf den Wiesen hat das den Nachteil, dass das hohe Gras zum Teil hinfällt und sich zu einer kompakten Schicht verdichtet. Da ich viel zu spät im Jahr mit dem Mähen begonnen habe, muss ich jetzt büssen und mich mühsam hindurcharbeiten. Auch sind die meisten Blüten verblüht.

Umso mehr summt es auf den trockenen Flächen, wo sich jetzt, nachdem ich letztes Jahr alle Ginster entfernt habe, der Thymian wie ein Teppich ausbreitet. Jetzt ist auch das letzte Fenster vom Silikon gereinigt und geputzt und mit Sprossen versehen. Wenn es mal schlechteres Wetter gibt, verziehe ich mich in die Werkstatt und bastle Möbel. Hier ein Etagenbett. Bei schönem Wetter hebe ich neben den Spargeln das zweite Beet aus und entferne alle groben Steine. Vier Kubikmeter müssen durchs Sieb. Bald erhalte ich die 300 Safranzwiebeln zum Setzen. Das nächste Abenteuer kann dann starten.

Allumer le feu

Schon die Einladung des Foyer rural zum Feu de la Saint Jean am Samstag hat mich gwundrig gemacht, denn folgerichtig zum Geschlecht des „Heiligen Hans“ müsste es ja Feu du Saint Jean heissen. Niemand konnte mir unter den Eingeladenen diese sprachliche Formulierung erklären, aber es wurde mir versichert, dass es sicher keine neue Erkenntnis über eine Geschlechtsanpassung des Heiligen Johannes sei. Vielmehr ist die vorchristliche Tradition der Sonnenwendefeiern von Ende Juni der Anlass zu einem Fest. Die Päpste haben im Mittelalter mit dem Namenstag (la fête) des Heiligen Jean Babtiste vom 24. Juni das Fest dann christianisiert. Das Feuer soll in dieser Nacht die Hexen ferngehalten haben. Heute dient es als Gelegenheit, bei Wurst und pommes gesellig zusammen zu kommen und auch das Trinken nicht zu vergessen.

Unter den Klängen von Johnny Hallyday wird gleich nach dem Eindunkeln schnell ein beeindruckendes Feuer entfacht und ein paar Jungs wissen auch noch, wie man mit den Tänzen ums Feuer den Traditionen fröhnt.

Mir verschaffen diese kleinen Feste ein bisschen Ablenkung vom ewigen Basteln und die Gelegenheit, ein paar neue Menschen aus der Nachbarschaft kennen zu lernen. Vom Nachbarn Jean muss ich mir dann anderntags jeweils die Frage gefallen lassen, ob ich bei diesem Anlass endlich eine fiancée gefunden hätte…