Urs im Wald
So wie immer


Corona: Epilog
Schon bevor die Welt still gestanden ist, habe ich im Estrich den Freiraum für die Fledermäuse mit Gittern eingegrenzt, damit nicht alles dort Gelagerte von ihnen verschissen, und noch übler, verbrunzt wird.
Ich hoffe doch sehr, dass die wunderbaren Tiere bei ihrer Rückkehr für diese Einschränkungen genug Verständnis zeigen werden und sich an die Absperrungen halten. Auch ich habe die Kompetenz, drastische Massnahmen zu verhängen. Nur werde ich darauf verzichten, sie in meine Suppe zu schmeissen. Dieser kulinarische Genuss hat bekanntlich kein gutes Ende genommen.
Welcome home, dear bats!

Corona 5: Zum letzten Mal
Ja, richtig gezählt, denn die vierte Episode habe ich geschrieben, aber nicht veröffentlicht. Das ist besser so, denn übers Wochenende bin nochmals tiefer in die verschiedenen Kommunikationskanäle inklusive Kommentarspalten, abgetaucht. Jetzt lasse ich es sein. Ich habe genug gesehen. Aber langsam bemerke ich auch, dass sich langsam die Erkenntnis durchsetzt, dass es Besseres gibt, als das Gute. Professor Salathé beginnt in einem NZZ-Interview von heute, das Modell „Test-Isolate-Quarantine“ zu propagieren, ohne dabei zu sagen, dass es in Singapur zur Perfektion entwickelt wurde. Ein 10vor10-Beitrag vom 30. März stellt kurz vor, was in Singapur läuft. Der Beitrag schliesst mit der Bemerkung, dass halt eine autoritäre Politik das alles erlaube. Wird also alles gut?
Ich habe die philosophischen „postmodernen“ Wortspiele nie verstanden. Wenn sich die Begriffsdefinitionen auflösen, pervertieren, sich vom naturwissenschaftlichen Wissen entfernen, schalte ich ab. Als mein Religionslehrer, lang ist es her, mich aufforderte so stark zu glauben, dass ich folglich wisse, dass Jesus für meine Sünden gestorben sei, dann wusste er nicht, was er mir damit in meinen folgenden Lebensjahren antat. Wenn die Gendertheorie mehr als zwei biologische Geschlechter propagiert, dann werden die Begriffe Sex und Gender verwurstelt. Und Singapur als autoritäre Gesellschaft zu bezeichnen, mag in Hinblick auf die politische Struktur zwar zutreffen, aber die dort getroffenen Massnahmen des Minister of Health (obwohl auch angeordnet, so wie das Notrecht in Europa) sind zumindest zielführend, konsequent. Bis heute 31. März sind bezogen auf die Bevölkerungszahl in der Schweiz 100 mal mehr Tote zu beklagen als in Singapur (363 bzw. 3).
Wenn die Lockdown-Massnahmen der WHO weltweit für Chaos und wirtschaftlichen Niedergang sorgen, dann staune ich schon, dass im 10vor10-Beitrag Dale Fisher, Vorsitzender WHO-Netzwerk für Pandemien, sagt, dass „ein Lockdown nicht eine übliche Reaktion auf eine Epidemie sei“. Man kann auf YouTube Bill Gates in vielen Clips sehen, wie er schief grinsend dieses Lockdown begründet. Wie nett, dass die Bill Gates Stiftung 100 Millionen zur Bekämpfung der Pandemie beiträgt. Ich kombiniere das mit einer Aussage eines Basler Epidemiologen in einer der ersten Club-Sendungen über das Thema, der gestanden hat, er hätte seine Aktien noch gegen den Widerstand seines Bankberaters frühzeitig verkauft. Auch die Bill Gates Stiftung wird wohl wissen, wie man mit Börsengeschäften auf sinkende Kurse gewinnbringend reagiert.
Nun steige ich aus den mir nicht vertrauten Sphären des Big Business und der Politik aus und erzähle eine kleine Episode aus meinem Alltag. Da ich nach der verhängten Ausgangssperre meine Motorsäge nicht mehr aus der Reparatur retten konnte, nach einem Platten nun auf dem Reserverad herumfahre und ich keine Beschläge für meine Fenster bekomme, buddle ich halt im Garten weiter und vergrössere die Fläche für den Kartoffelanbau. Nur, wo bekomme ich Setzlinge her? Meine ganze Ernte von letztem Jahr ist gegessen. Speisekartoffeln zu setzen wäre der Ausweg. Aber man hat mir gesagt, dass Läden, die Tierfutter verkaufen, wieder geöffnet seien. Und tatsächlich, der Parkplatz zum Gartencenter ist bei meinem Besuch offen. Der Eingang ist zwar geschlossenen, aber auf einem Plakat steht, man sei nur befugt, Tiernahrung zu verkaufen. Durch den Eingang zum Lager wird jeweils nur eine Person auf die riesige Verkaufsfläche zugelassen. Und dort finde ich dann auch die ganze Auswahl an Saatkartoffeln noch unberührt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass bei diesem Regime die 500 Kilo Kartoffeln noch verkauft werden können. Ich habe mich bedient.
Was für ein Irrsinn, die ganze Welt erst mal still zu legen, um dann in kleinen, sorgsam administrierten Schritten, von Möchtegern- und echten Polizisten argwöhnisch begleitet, wieder Normalität herzustellen. Wo es doch so einfach wäre: Test-Isolate-Quarantine. Mangels Testkits geht auch Fiebermessen, bei Erkältung zu Hause bleiben.
Ein Kommentar der NZZ weissagte, dass bei einem kurzen Lockdown die bestehende Politik profitierte, bei einer längeren Dauer der Populismus. Auf France Info habe ich gestern Marine Le Pen zugehört ...
Corona 3: Die Empfehlung des Bundesrates
Den Sendungen der Aktualitätsabteilungen der SRG wird eine Empfehlung des Bundesrates vorangestellt: „Bleiben Sie zu Hause, insbesondere wenn Sie krank sind oder 65 Jahre alt oder älter sind. Es sei denn, Sie müssen zur Arbeit gehen und können nicht von zu Hause aus arbeiten; es sei denn, Sie müssen zum Arzt oder zur Apotheke gehen, oder Sie müssen Lebensmittel einkaufen oder jemandem helfen. Der Bundesrat und die Schweiz zählen auf Sie!» (Version vom 17.3.2020, www.srf.ch)
Wenn ich dieser Empfehlung folge, dann kann ich auch krank arbeiten gehen, einkaufen und anderweitige Besorgungen machen. Es bleibt in meiner Einschätzung, ob ich als Kranker für andere in der Epidemiesituation eine Gefahr darstelle. Ich werde so zur behördlich genehmigten Virenschleuder. Im Fall, dass ich nicht krank, aber alt bin, gefährde ich vorerst nur mich selbst. Dass man im Kanton Uri nur dieses „harmlosere“ Segment der Gesellschaft unter Totalquarantäne stellen wollte, zeigt die inkonsequente, ja geradezu hilflose Einstellung einzelner Behörden.
Diese bundesrätliche Empfehlung entspricht der *attestation*, die ich beim Verlassen meines Hauses in Frankreich unterschrieben bei mir tragen muss, unter Nennung des Grundes meines Ausgangs. Obwohl es ein paar Unterschiede zwischen den beiden Versionen gibt (auch ist das eine eine Empfehlung und das andere eine Ausnahmeregelung unter einem verhängten Ausgehverbot), so kann man doch annehmen, dass beide Texte irgendwo abgeschrieben worden sind. Dazu braucht es keine Hintergedanken à la Verschwörungstheorien. Denn eigentlich sind alle diese Massnahmen ja auch gut begründbar. Nur Pech für die meisten unter uns: man hätte lieber an einem anderen Ort abgeschrieben. Das Bessere ist der Feind des Guten.
So weit ich den Tief- und Weitblick aus dem Internet habe, kommuniziert Singapur anders. Dort wird gesagt: bist du ein Risiko für dich und andere, dann bleib zu Hause. Punkt. Wenn es dann bei staatlichen Massnahmen für Spezialfälle noch Ausnahmen braucht, so kann man sich in Singapur ans zuständige Ministerium wenden.
Ist es da erstaunlich, dass es in Singapur bis jetzt weniger als 400 Infizierte mit 2 Toten gibt? Von den neuen Fällen sind jeweils ca. 90 % importiert. Was auch beweist, dass es nicht notwendig ist, die Grenzen auf Wunsch der SVP völlig dicht zu machen. Es reicht, wenn eine Kontrolle funktioniert, die die Krankheitsträger erfasst und isoliert. In Frankreich redet man lieber von „confinement“ als von Isolation. Nett. Nur halt dann kombiniert mit der Kriegsrhetorik des Präsidenten.
Wenn nun das Argument aufgeführt wird, nur unter einer Diktatur seien diese Massnahmen machbar, in demokratischen Gesellschaften aber unmöglich, dann frage ich mich, warum eine „Isolierung“ von einzelnen Personen zum Zweck, Leben zu retten, diktatorisch sein soll, eine halbe Volkswirtschaft mit Notrecht abzuwürgen, aber demokratisch. Es würde ja noch die Möglichkeit bestehen, die effizienten Massnahmen zu kopieren, auf unsere Strukturen hin zu adaptieren und dann per Notrecht zu verordnen. Ein paar Tausend Europäer könnten so eine Überlebenschance haben, die sie jetzt nicht bekommen.
Ist eine Erkenntnis nicht Teil von Wissenschaft, nicht Vernunft, nicht nützlich, nur weil sie unter antidemokratischen Bedingungen gewonnen wurde? Wird wirklich angenommen, dass eine Gesellschaft, die die Todesstrafe kennt, Homosexualität (noch) unter Strafe stellt und das Kippenschnipppen ahndet, alles falsch macht? Dass Franzosen *foie gras*, Froschschenkel und Schnecken essen hält uns ja auch nicht ab, Champagner zu trinken. Äh... wie verhält sich das nun wieder mit dem Vergleichen? Darüber habe ich mich zum Leidwesen einiger Blogleser ja schon im Beitrag vom 12.3.2018 ausgelassen. Sorry nochmals.