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Urs im Wald

Und weiter im Text

Ab heute werden ganze Wälder verheizt. Endlich ist heute das Rohr ins Kamin eingeschoben worden. Und natürlich mussten gleich die ersten Scheiter im neu gekauften Ofen aufgelegt werden. Diese Installation ist ein Provisorium. Diesen Ofen werde ich ins Atelier zügeln, wenn der richtige Herd angeliefert wird. Aber schon verbreitet sich eine angenehme Strahlungswärme im Raum. Jetzt macht die Arbeit auch Spass, wenn es draussen regnet und schneit.

Auch ohne Dach geht es weiter

Optimisten haben bei meinem Wettvorschlag darauf gesetzt, dass das Dach an diesem Wochenende gedeckt sei. Realisten vertrauen nur auf das, was sie sehen. Und Pessimisten bleiben am besten zu Hause.

Ich packe einfach eines der vielen anderen Vorhaben an, die noch für die Renovation notwendig sind. Eines davon ist die Verwendung von Lehm für den Innenausbau. Lehm werde ich vermischt mit verschiedenen anderen Stoffen für den Ausbau und den Verputz von Innenwänden, für die Verbindung der Isolation mit den Steinmauern und als gewagteste Anwendung für den Verputz der Badzimmerdecke verwenden. Hier sollen die Eigenschaft des Lehms, Wasser aus der Luft zu binden, für weniger Kondenswasser sorgen. Also geht es darum, für diese Anwendungen erste Erfahrungen zu sammeln.

Bei wunderbarem Wetter habe ich also Pickel, Schaufel und zwanzig Eimer an eine Stelle der Waldpiste getragen, wo ich von vorherigen Testproben eine gute Lehmqualität erwarte. Am Ende eines Waldweges kann ich mit dem Abbau gleichzeitig einen grösseren Wendeplatz erzeugen. Ich schätze, dass ich allein für den Ausbau des kleineren Hauses ungefähr 5m3 Material gebrauchen werde.

Die grosse Unbekannte ist die Qualität dieses Lehms, denn es ist offensichtlich, dass ich hier nicht an einer fetten Lehmschicht grabe, weil viel Geröll sichtbar ist. Relativ schnell sind die zwanzig Eimer mit Material gefüllt. Und genauso schnell hat sich Alain bereitgefunden, mit seinem Traktor die 400 Kilo Material an die Strasse hochzufahren.

Jetzt habe ich die ersten 10 Eimer mit Wasser und Stroh vermischt und dazu verwendet, die Lücken zwischen Geschossdecke und Aussenmauern zu stopfen. Das Haus ist nun bereit, beheizt zu werden, ohne dass die warme Luft nach oben entweicht. Für dieses Gemisch aus Stroh und Lehm habe ich nur die groben Steine entfernt, den „Pfludi“ in die Lücken gepresst und glatt gestrichen. Hier liegend muss er nur noch austrocknen. Das scheint mir unproblematisch zu sein. Für die anderen Anwendungen muss ich aber das Verfahren noch ausbauen. Lehm ist laut Wickipedia „eine Mischung aus Sand (Korngröße > 63 µm), Schluff (Korngröße > 2 µm) und Ton (Korngröße < 2 µm)“. Normalerweise kauft man fetten Lehm aus einer Tongrube und mischt ihn dann je nach Anwendung mit mehr oder weniger Sand. Ich muss den umgekehrten Weg gehen. Tests haben mir gezeigt, dass meine Originalmischung auch fein gesiebt noch einen hohen Sandanteil hat, der für einen vertikalen Verbau in Wänden nur mit einer guten zusätzlichen Armierung reicht. Für die Verwendung als Verputz muss ich meine Mischung „entsanden“. Die ersten Versuche für eine rationelle Methode sind am laufen. Ich bin optimistisch.

Test bestanden

Mit der Säge, einem Gertel, einem Zapi und natürlich mit zwei frisch geladenen Batterien bin ich heute wieder Richtung Wald abmarschiert, um die vier liegenden Eschen aufzutrennen.

Die Erfahrung lehrt es schnell: meine Elektrosäge hat ein Carvingschwert, das wenig oder gar nicht zum Rückschlagen neigt, aber offenbar auch eine ganz andere Schnittführung erfordert. Mit jedem weiteren Trennschnitt ist bei mir ein besseres Gefühl aufgekommen und immer mehr habe ich auch gelernt, die Spitze einzusetzen. Ich hätte es ja im Internet vorher nachschauen können, denn diese Carvingtechnik wird von den Holzschnitzern verwendet. Und mit der Tatsache, dass diese Elektrosäge weniger als eine Benzinsäge leistet, bin ich auch schon wieder versöhnt. Mit zwei Batterieladungen habe ich in zwei Stunden etwas mehr als ein Ster einsägen können. Das ist für meine alten Knochen Belastung genug. An der Schönheit werde ich noch arbeiten müssen.

Jetzt gehts mal ab in den Wald

Diese vier Eschen müssen noch einem Kehrplatz am Ende meiner Parzellen weichen. Gelegenheit also, meine Stihl-Elektrosäge in einem Ernstfall im Wald zu testen. Und endlich, gut zwei Stunden später, liegen sie. Es nützt eben nichts, wenn man den Ladezustand der Batterien vor dem Einsatz nicht kontrolliert. Also erst mal alles liegen lassen und die Batterien zu Hause laden gehen.

Das sehr flexible Schwert und die schmale Kette erfordern noch einiges Üben, um einen grösseren Einsatz mit vielen Trennschnitten ohne Probleme zu meistern. Vielleicht ist die von Stihl versprochene Schnittzahl auch an Fichtenholz und nicht an Hartholz gemessen. Ich sträube mich, auf eine lärmige und stinkende Benzinsäge zu wechseln. Und vielleicht gibt es auch mal eine Tesla-Säge, die den Benzinern zeigt, wie es geht.

Meine „Grundausbildung“ im Handholzen habe ich jedenfalls nicht vergessen. Ich wende das Gelernte aus den 80er-Jahren mit Vergnügen auch in Verbindung mit der Motorsäge an. Es macht zum Beispiel einfach mehr Spass, einen Baum umzukeilen, anstatt zu sägen, bis er fällt.

Noch muss es sich zeigen, ob ich so genug Energieholz für meine beiden Häuser aus dem Wald bringen werde. Aber das ist ja nicht meine aktuelle Sorge. Leider.

Was bisher geschah

Da ein defekter Server alle Daten der letzten 18 Monate dieses Blogs in sein Grab mitgenommen hat, werde ich einige der Einträge anhand der noch vorhandenen Bilder kurz kommentiert rekonstruieren.

Seit April 2016 kümmere ich mich um die Renovation von zwei kleinen alten Steinhäusern in Südfrankreich. Aber das Herz und die Seele des Vorhabens bildet ein Waldstück in der Nähe der Liegenschaft. Der knapp 10 Hektaren grosse Mischwald besteht aus ungefähr 50-jährigem Eichenstockausschlag, vermischt mit Pinien, Birken, Eschen, Espen, Fichten, Tannen, Buchen, Erlen… Aber auch Wildkirschen, Holzäpfel und Wachholder finden sich.

Bouleaux Da der Bestand Jahrzehnte lang nicht gross genutzt worden ist, umweht ein Hauch von Wildnis die Bäume. Ich entdecke auf meinen Besuchsgängen quer durch den Wald immer wieder Neues. Und auch die Spuren der heimlichen Bewohner machen immer wieder klar: Es gibt nicht nur Urs im Wald.

Bouleaux Wie alt die einzelnen Elemente der Häuser wirklich sind, müssten Wissenschaftler erforschen.

Bouleaux Es hat nie einen künstlerischen Entwurf eines Architekten gegeben. Über viele Generationen hinweg ist die Struktur immer wieder neuen Bedürfnissen angepasst worden — mit mehr oder weniger handwerklichem Geschick.

Bouleaux Nicht nur der zeitweise fehlende Unterhalt hat Spuren hinterlassen. Aus purer Not sind viele Elemente aus anderen Gebäuden einfach wiederverwendet worden. Der Kalkmörtel ist oft mit lehmhaltiger Erde gestreckt oder ganz ersetzt worden. Hier ist deshalb bei den Renovationsarbeiten ein Teil einer Mauer, zum Glück ohne jemanden zu verletzen, eingebrochen.

Bouleaux Hier zeigen sich in einer Wand noch die Elemente eines evier. Wahrscheinlich ist er durch ein „modernes“ Spühlbecken ersetzt und einfach aufgefüllt und zugemauert worden.

Bouleaux Die ersten Arbeiten haben immer destruktiven Charakter. Der ehemalige Stall mit seinem Heuboden wird auf eine Etage reduziert und wird mal zum Atelier.

Bouleaux Einfachere Arbeiten werden selbst angepackt. Das gibt halt chli Schtoub uf dr Lunge, chli Dräck uf dr Zunge.

Bouleaux Immerhin ist nach einem ersten Jahr der Garten mit der assainissement individuelle, mittels der Technik der phytoépuration, fertig erstellt.

Bouleaux Und auch im Wald hat sich einiges bewegt. Damit die Bewirtschaftung bequemer wird, ist eine 1400 Meter lange Piste angelegt worden.

Bouleaux Auch die drei kleinen Wiesen sind dann besser erschlossen und können gepflegt werden.

Bouleaux Bouleaux Seit dem ich im Frühling mit dem Innenausbau begonnen habe, sind erstmal die Fledermäuse im Dachstock jetzt unter sich und verkoten mir nicht dauernd die Baustelle.

Bouleaux Aber auch in der ersten Etage hat es einen neuen Boden gegeben. Ich warte nun sehnlichst auf den Bezug des Ateliers, um mit den Holzbearbeitungsmaschinen den weiteren Innenausbau besser zu bewerkstelligen.

Bouleaux Die Schatten werden wieder länger und ein wunderschöner Spätsommer geht zu Ende.