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Urs im Wald

... man glaubt es kaum

Heute morgen ist der ganz grosse Kranwagen aufgefahren und im Nu ist das Atelier gedeckt. Der Winter kann (wieder) kommen.

Jetzt folgt Schlag auf Schlag

Vor zehn Tagen sah es noch so aus: Aber mit dem besseren Wetter gibt es plötzlich wieder Betrieb auf der Baustelle. Und auch im Wald brummen wieder zwei Monster, um einige Stellen der Piste besser befahrbar zu machen. Und es könnte noch besser kommen…

Und weiter im Text

Ab heute werden ganze Wälder verheizt. Endlich ist heute das Rohr ins Kamin eingeschoben worden. Und natürlich mussten gleich die ersten Scheiter im neu gekauften Ofen aufgelegt werden. Diese Installation ist ein Provisorium. Diesen Ofen werde ich ins Atelier zügeln, wenn der richtige Herd angeliefert wird. Aber schon verbreitet sich eine angenehme Strahlungswärme im Raum. Jetzt macht die Arbeit auch Spass, wenn es draussen regnet und schneit.

Auch ohne Dach geht es weiter

Optimisten haben bei meinem Wettvorschlag darauf gesetzt, dass das Dach an diesem Wochenende gedeckt sei. Realisten vertrauen nur auf das, was sie sehen. Und Pessimisten bleiben am besten zu Hause.

Ich packe einfach eines der vielen anderen Vorhaben an, die noch für die Renovation notwendig sind. Eines davon ist die Verwendung von Lehm für den Innenausbau. Lehm werde ich vermischt mit verschiedenen anderen Stoffen für den Ausbau und den Verputz von Innenwänden, für die Verbindung der Isolation mit den Steinmauern und als gewagteste Anwendung für den Verputz der Badzimmerdecke verwenden. Hier sollen die Eigenschaft des Lehms, Wasser aus der Luft zu binden, für weniger Kondenswasser sorgen. Also geht es darum, für diese Anwendungen erste Erfahrungen zu sammeln.

Bei wunderbarem Wetter habe ich also Pickel, Schaufel und zwanzig Eimer an eine Stelle der Waldpiste getragen, wo ich von vorherigen Testproben eine gute Lehmqualität erwarte. Am Ende eines Waldweges kann ich mit dem Abbau gleichzeitig einen grösseren Wendeplatz erzeugen. Ich schätze, dass ich allein für den Ausbau des kleineren Hauses ungefähr 5m3 Material gebrauchen werde.

Die grosse Unbekannte ist die Qualität dieses Lehms, denn es ist offensichtlich, dass ich hier nicht an einer fetten Lehmschicht grabe, weil viel Geröll sichtbar ist. Relativ schnell sind die zwanzig Eimer mit Material gefüllt. Und genauso schnell hat sich Alain bereitgefunden, mit seinem Traktor die 400 Kilo Material an die Strasse hochzufahren.

Jetzt habe ich die ersten 10 Eimer mit Wasser und Stroh vermischt und dazu verwendet, die Lücken zwischen Geschossdecke und Aussenmauern zu stopfen. Das Haus ist nun bereit, beheizt zu werden, ohne dass die warme Luft nach oben entweicht. Für dieses Gemisch aus Stroh und Lehm habe ich nur die groben Steine entfernt, den „Pfludi“ in die Lücken gepresst und glatt gestrichen. Hier liegend muss er nur noch austrocknen. Das scheint mir unproblematisch zu sein. Für die anderen Anwendungen muss ich aber das Verfahren noch ausbauen. Lehm ist laut Wickipedia „eine Mischung aus Sand (Korngröße > 63 µm), Schluff (Korngröße > 2 µm) und Ton (Korngröße < 2 µm)“. Normalerweise kauft man fetten Lehm aus einer Tongrube und mischt ihn dann je nach Anwendung mit mehr oder weniger Sand. Ich muss den umgekehrten Weg gehen. Tests haben mir gezeigt, dass meine Originalmischung auch fein gesiebt noch einen hohen Sandanteil hat, der für einen vertikalen Verbau in Wänden nur mit einer guten zusätzlichen Armierung reicht. Für die Verwendung als Verputz muss ich meine Mischung „entsanden“. Die ersten Versuche für eine rationelle Methode sind am laufen. Ich bin optimistisch.

Test bestanden

Mit der Säge, einem Gertel, einem Zapi und natürlich mit zwei frisch geladenen Batterien bin ich heute wieder Richtung Wald abmarschiert, um die vier liegenden Eschen aufzutrennen.

Die Erfahrung lehrt es schnell: meine Elektrosäge hat ein Carvingschwert, das wenig oder gar nicht zum Rückschlagen neigt, aber offenbar auch eine ganz andere Schnittführung erfordert. Mit jedem weiteren Trennschnitt ist bei mir ein besseres Gefühl aufgekommen und immer mehr habe ich auch gelernt, die Spitze einzusetzen. Ich hätte es ja im Internet vorher nachschauen können, denn diese Carvingtechnik wird von den Holzschnitzern verwendet. Und mit der Tatsache, dass diese Elektrosäge weniger als eine Benzinsäge leistet, bin ich auch schon wieder versöhnt. Mit zwei Batterieladungen habe ich in zwei Stunden etwas mehr als ein Ster einsägen können. Das ist für meine alten Knochen Belastung genug. An der Schönheit werde ich noch arbeiten müssen.