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Urs im Wald

Die Geschichte eines Projektes

Brennholz hält mir den ganzen Winter durch den Hintern warm und ist deshalb überlebenswichtig. Bisher habe ich einen Vorrat davon in mehr oder weniger hässlich aufgestapelten Beigen aufbewahrt und mühsam mit alten Eternitplatten notdürftig abgedeckt. Das musste einfach mal ändern und daraus ist ein kleines Projekt entstanden: ein Unterstand. Die Platzierung ist rasch gefunden. Eine überwucherte Ecke nahe Einfahrt und Haus. Auf meinem Uralt-3D-Programm entsteht erstmal ein Kontruktionsplan. Dann wird der Untergrund vorbereitet. Dabei erlebt man immer wieder kleine Überraschungen. Ein grosser behauener Quader ist beim Buddeln aufgetaucht. Er ist wahrscheinlich beim Bau der neuen Strasse in den Achtzigerjahren als Aufschüttung verwendet worden. Aber woher er stammen könnte, ist unklar. Aufgrund seiner Dimensionen wäre er einem Schloss wie Versailles würdig. Möglich, dass er aus der alten Brücke stammt, die dem Neubau beim Strassenbau weichen musste. Das Gewicht des Quaders von etwa einer Tonne hat meine Bandscheiben gefordert. Nun liegt er schön ausgerichtet an seinem neuen Platz. Die Fundamente für die Ständer sind gegossen und die Metallfüsse gesetzt und verklebt. Für die Holzkonstruktion habe ich mich hier für einfaches Bauholz in Fichte entschieden, denn bei der Materialwahl stelle ich mich immer darauf ein, dass ich nichts mehr in meinem Leben ein zweites Mal aufbauen will. So etwa dreissig Jahre sollte diese Konstruktion also durchstehen… Der Unterstand ist nun mit den alten Eternitplatten provisorisch gedeckt und so erwartet mich nun ein Folgeprojekt: ein Dach aus Holzschindeln.

Irgendwann wird die Liste der Projekte nicht mehr immer länger sondern kürzer. Hoffe ich.

Feinde überall!

Dass ich dauernd die Mäuse jagen muss, die sich unterirdisch an die Safranknollen heranmachen, daran habe ich mich gewöhnt. Aber in diesem Schneckenjahr sind auch die Blüten in Gefahr gekommen, gefressen zu werden. Das geschieht offensichtlich so früh am Morgen, dass ich regelmässig zu spät komme und wenig für mich übrig bleibt. Mit einer Ernte von etwa drei Gramm Safran liege ich noch weit unter der Limite, um einen anständigen Return on Investment erreicht zu haben. Der Kampf ums Überleben geht also weiter…

Uff!

Während der beinahe unendlich lange dauernden Renovation ist es der Moral förderlich, die Arbeit in einzelne Projekte aufzuteilen. Die Transformation der Schutthalde hinter dem Haus in einen Sitzplatz mit umgebenden Mauern war sicher eins der grössten. „War“, weil nach etwa 150 geleisteten Arbeitstagen innerhalb dreier Jahre sitzt nun der letzte Stein an seinem definitiven Platz. Anfangs August liegen noch die letzten grossen Steine herum, die noch nicht in den Mauern verbaut sind und auf der Mitte zeigt sich der Arbeitsplatz für das Trennen von Erde, Schotter und Steinen. Zehn Tage später ist beinahe der ganze Sitzplatzes 40 Zentimeter tief ausgegraben und mit Schotter aufgefüllt. Für den Bau der Mauern mussten die ausgebuddelten Steine auf Haufen immer wieder neu organisiert werden, um einen Überblick für die Auswahl zu behalten und um auf dem eng begrenzten Platz der Parzelle den jeweiligen Arbeitsort freizuhalten. Nach weiteren vier Wochen zeigt es sich, dass buchstäblich mit den letzten verfügbaren Steinen die letzte Mauer fertig gestellt werden kann. Ich habe wirklich ohne am Anfang zu wissen, was sich in der Schutthalde befindet, aus den etwa 15 Kubikmetern Schutt das Material für den ganzen Bau geholt. Anfangs Oktober ist alles aufgeräumt. Es bleiben noch zwei, drei Retouchen zu erledigen. Aber mein Hauptaugenmerk richtet sich nun auf den gepflanzten Feigenbaum, dem es in der mal gut besonnten und geschützten Mauerecke hoffentlich gefallen wird. Noch fehlt dazu die Hausmauer auf der Baustelle meines Nachbarn. Aber das ist dessen Problem. Vorerst habe ich von Steinen die Nase voll. Jetzt geht’s wieder mit Holz weiter zum nächsten Projekt.

Ertappt

Ich gebe ja zu, dass seit dem Bezug des ersten Hauses ich nicht mehr acht oder zehn Stunden am Tag am Arbeiten bin. Seither fühle ich mich auch körperlich besser. Keine Gelenke, Sehnen, Muskeln oder andere überbeanspruchte Körperteile, die mir so Beschwerden machen. Und deswegen gilt es auch hin und wieder, bei meinem Nachbarn für einen Schwatz (und einen Schluck) auf seiner Terrasse (an der inoffiziellen Adresse rue du Ricard) einzukehren. Dass aber Google Street View das für alle Welt sichtbar dokumentieren muss, finde ich schon übergriffig ;-). Das muss man auch im hintersten Loch der France profonde wohnend heute offenbar akzeptieren. Ich hoffe nur, dass beim nächsten Google-Besuch in fünf Jahren dann wenigstens der Baufortschritt sichtbar wird. Trotz gelegentlichem Apero bei Jean und Suzon.

Nur kein Stress

Es fällt mir nicht leicht, mich jeweils zwischen den verschiedenen Baustellen zu entscheiden, wo es jeweils weitergehen soll: Auf den Wiesen heuen? Im Wald schon geschlagenes Holz holen? Innenwände verputzen? Das Atelier einräumen? Weitere Fenster bauen? Oder doch weiter am Sitzplatz arbeiten? Natürlich spielt bei dem Entscheid das Wetter eine Rolle. Und die Lust. Aber eigentlich sollte ich immer an einer Arbeit bleiben, bis sie fertig ist, um Fortschritte sichtbar zu machen. So kann es schon passieren, dass ich mich in etwas tagelang vertiefe und dabei vergesse, dass sich eigentlich etwas anderes aufdrängt. Das ist nun mit dem Unterhalt des Gartens passiert. Nach einer ersten Bohnenernte habe ich zulange mit der zweiten zugewartet. Resultat: 6 Kilo müssen auf einmal gesäubert und gedörrt werden. Jetzt ist der Dörrex im 24-Stundenbetrieb. Aber zumindest läuft mir durch diese Verzögerung die Arbeit am Sitzplatz nicht davon. Ein Gewitter macht zwischenzeitlich den Boden sowieso unbearbeitbar. Also alles wieder umplanen. Und vor allem kein Stress. Es findet alles einmal sein Ende.