Uff!
Während der beinahe unendlich lange dauernden Renovation ist es der Moral förderlich, die Arbeit in einzelne Projekte aufzuteilen. Die Transformation der Schutthalde hinter dem Haus in einen Sitzplatz mit umgebenden Mauern war sicher eins der grössten. „War“, weil nach etwa 150 geleisteten Arbeitstagen innerhalb dreier Jahre sitzt nun der letzte Stein an seinem definitiven Platz.
Anfangs August liegen noch die letzten grossen Steine herum, die noch nicht in den Mauern verbaut sind und auf der Mitte zeigt sich der Arbeitsplatz für das Trennen von Erde, Schotter und Steinen.
Zehn Tage später ist beinahe der ganze Sitzplatzes 40 Zentimeter tief ausgegraben und mit Schotter aufgefüllt. Für den Bau der Mauern mussten die ausgebuddelten Steine auf Haufen immer wieder neu organisiert werden, um einen Überblick für die Auswahl zu behalten und um auf dem eng begrenzten Platz der Parzelle den jeweiligen Arbeitsort freizuhalten.
Nach weiteren vier Wochen zeigt es sich, dass buchstäblich mit den letzten verfügbaren Steinen die letzte Mauer fertig gestellt werden kann. Ich habe wirklich ohne am Anfang zu wissen, was sich in der Schutthalde befindet, aus den etwa 15 Kubikmetern Schutt das Material für den ganzen Bau geholt.
Anfangs Oktober ist alles aufgeräumt. Es bleiben noch zwei, drei Retouchen zu erledigen. Aber mein Hauptaugenmerk richtet sich nun auf den gepflanzten Feigenbaum, dem es in der mal gut besonnten und geschützten Mauerecke hoffentlich gefallen wird. Noch fehlt dazu die Hausmauer auf der Baustelle meines Nachbarn. Aber das ist dessen Problem. Vorerst habe ich von Steinen die Nase voll. Jetzt geht’s wieder mit Holz weiter zum nächsten Projekt.
Ich gebe ja zu, dass seit dem Bezug des ersten Hauses ich nicht mehr acht oder zehn Stunden am Tag am Arbeiten bin. Seither fühle ich mich auch körperlich besser. Keine Gelenke, Sehnen, Muskeln oder andere überbeanspruchte Körperteile, die mir so Beschwerden machen. Und deswegen gilt es auch hin und wieder, bei meinem Nachbarn für einen Schwatz (und einen Schluck) auf seiner Terrasse (an der inoffiziellen Adresse rue du Ricard) einzukehren. Dass aber Google Street View das für alle Welt sichtbar dokumentieren muss, finde ich schon übergriffig ;-). Das muss man auch im hintersten Loch der France profonde wohnend heute offenbar akzeptieren. Ich hoffe nur, dass beim nächsten Google-Besuch in fünf Jahren dann wenigstens der Baufortschritt sichtbar wird. Trotz gelegentlichem Apero bei Jean und Suzon.
6 Kilo müssen auf einmal gesäubert und gedörrt werden. Jetzt ist der Dörrex im 24-Stundenbetrieb. Aber zumindest läuft mir durch diese Verzögerung die Arbeit am Sitzplatz nicht davon. Ein Gewitter macht zwischenzeitlich den Boden sowieso unbearbeitbar. Also alles wieder umplanen. Und vor allem kein Stress. Es findet alles einmal sein Ende.
Heute Vormittag sind auf der Baustelle meines Nachbarn Frédéric 15 Kubikmeter Beton zu einer Decke seines neuen Hauses vergossen worden. Zack. Und ich beginne zu sinnieren, wie viele Stunden ich in den letzten drei Jahren mit meinem etwa gleich grossen Dreckhaufen verbracht habe, damit daraus einmal ein Sitzplatz wird. Aber eben: die Rechnung kann zwar schon nur mit dem jeweiligen Zeiteinsatz gemacht werden. Aber was bringt mehr Befriedigung?
Das ist sie nun: die Stützmauer, die den Hang des Sitzplatzes gegenüber der Strasse sichert. Auf drei Etagen jeweils 10, 8 und 6 Meter lang, gesamt 3 Meter hoch und mit einem Gesamtvolumen von 17 m3 hat sie mir einiges an Schweiss gekostet. Dass ich für diesen Bau einige Kubikmeter Sand und etwa 25 Säcke Zement verbraucht habe, hat mir hier von Trockenmauerfans zwar auch Kritik eingebracht. Aber die 15 Kubikmeter Steine habe ich alle aus der Schutthalde vor Ort ausgebuddelt und unverarbeitet mit dem Beton „zusammengeklebt“. Für einen Bau ohne Zement hätte ich ein Vielfaches an Rohmaterial gebraucht und dann nur mit gigantischem Aufwand für die Bearbeitung der Steine bezahlt.
Wie immer setze ich mir dafür keinen Termin. So vermeide ich, enttäuscht zu werden