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Urs im Wald

Mal was Neues probieren

Dieses Jahr bin ich ein wenig spät dran, um Brennholz für den übernächsten Winter zu schlagen. Jetzt endlich kann ich ein paar trockene Tage nutzen, um schnell noch vor der Vegetationsperiode die benötigte Menge an Bäumen zu fällen. Das mache ich zum ersten Mal auf einer Fläche, die ausgelichtet werden muss, nachdem ich bis jetzt immer nur einzelne Bäume, die schon gefallen oder abgestorben sind, genutzt habe.

Im dichten Bestand stellen sich neue Herausforderungen, dass die fallenden Bäume sich nicht aufhängen. Wenn es doch passiert, bin ich bisher meistens mit der im Handholzerkurs erlernte Methode durchgekommen, dass ich sie am Fuss mit Hilfe des Zappis wegziehen konnte. Soweit ist alles schon Routine.

Neues versuche ich mit der Idee, das geschlagene Holz nicht nur zum Verheizen, sondern auch zum Verbauen zu nutzen. In den für den Innenausbau benötigten grossen Mengen kann ich mir das aber nicht vorstellen. Es ist mühsam, mit der Motorsäge einen rohen Balken zuzuschneiden. Ich bin hier ja auch noch am Üben. Aber die Probleme häufen sich. Wie bewege ich die ganzen Stämme an den Sägeplatz? Und wie bringe ich die langen Balken dann nach Hause? Wie viel Aufwand bringt es zusätzlich mit sich, das rohe Material dann aufzubereiten?

Ich überlasse das doch besser dem etablierten Holzhandel. Auch ich will doch mal mit der Renovation der Häuser fertig werden…

Allerdings hege ich den Plan, für das jetzt improvisierte Holzlager einen stehenden Unterstand zu bauen. Die dazu benötigten Stützen schaffe ich vielleicht noch. Und für die Abdeckung stelle ich mir dann ein Holzschindeldach vor. Somit ist schon wieder eines neues Projekt geboren.

Inspektion

Am letzten Wochenende hat eine Starkregenfront aus dem Mittelmeer während 24 Stunden gewaltige Wassermassen abgeladen. Die ganze Nacht durch hat man ein ungewohntes Tosen und Rollen vernehmen können. Der sonst harmlose Coulagnet ist zu einem veritablen Fluss angeschwollen, übers Ufer getreten und hat sich auf eine Breite von 15 Meter geweitet. Am anderen Morgen hat sich die Situation schon wieder etwas beruhigt.

Trotzdem sind die Uferböschungen teilweise abgetragen und bei einem Nachbar ist ein Steg weggetragen worden. Aber Schlimmeres ist ausgeblieben. Vor einigen Jahren wurde bei einem ähnlichen Ereignis die neu angelegte Piste auf einer Länge von 200 Meter stark beschädigt. Also war ich neugierig, was jetzt passiert sein könnte: Praktisch nichts! 30 Meter sind leicht überschwemmt worden, weil eine Durchlassröhre sich verstopft hat. Das werde ich in zwei Arbeitstagen wieder gerichtet haben, um ein weiteres Überschwemmen vielleicht ganz verhindern zu können. Aus Schaden kann man auch lernen.

Das Atelier erhält eine erste Etage

Vor drei Wochen konnte ich die 100 Meter bastaigns in Douglas aus der Sägerei abholen und seither geht es Schlag auf Schlag. Das noch leere Atelier soll eine zweite Ebene erhalten, um Platz für lagerndes Material zu schaffen.

Zuerst müssen die Balken zum Teil aber noch aufgesägt werden, was die alte Kreissäge „singend“ an ihre (und auch an meine) Grenzen bringt: Denn die beinahe 40 Kilogramm schweren Balken müssen an ihren Platz hochgestemmt werden, ohne mir wieder auf die Füsse oder noch schlimmer auf den Kopf zu fallen. Aber bald werden die ersten Konturen der Arbeit sichtbar. Das Gerüst steht. Jetzt fehlen noch der Bodenbelag, das Geländer und die Treppe. Nebenbei muss ich immer wieder mit schlechtem Gewissen an den Wald denken, wo auch Arbeit auf mich wartet…

Reminiszenz

Es ist unvermeidlich, dass ich bei der Arbeit immer wieder mit den prekären Bedingungen konfrontiert werde, unter denen die Einheimischen in den „alten Zeiten“ überleben mussten. Bekanntlich war die Beschaffung von genügend Nahrungsmitteln, um den Winter jeweils zu überstehen, eine grosse Sorge.

Nach meiner Kartoffelernte im August erzählte mir mein Nachbar, dass es üblich war, einen Teil der Ernte gleich wieder neu zu pflanzen. Das habe ich mit vier kleinen Knollen gleich ausprobiert. Und tatsächlich konnte ich vor den ersten starken Frösten des Spätherbstes noch eine zweite Kartoffelernte einfahren, diesmal mit weniger Ertrag, aber mit einer gewissen Ehrfurcht vor der Arbeit meiner „Vorbewohner“.

Der Winter kann kommen. Ich freue mich schon wieder auf die Arbeit im Wald.

Es wird so langsam langweilig

Wahrscheinlich macht es die Jahreszeit aus und die Gedanken nehmen die Farbe der Natur an. Viel Buntheit zeigt sich zwar wieder im Laub des Waldes, aber eine lange Regenperiode mit frühen dunklen Stunden am Abend macht grauen Gedanken Platz. Was habe ich in den letzten Monaten eigentlich alles erreicht? Es beschleicht mich das Gefühl, irgendwie an Ort zu treten. Alles scheint sich zu wiederholen. Der tausendste Stein ist in den Stützmauern gesetzt, die zehnte Wand verputzt, die Fenster Nummer elf, zwölf und dreizehn sind in Bearbeitung und auch im Garten läuft alles wie schon seit Jahren ab. Und mit den kühleren Temperaturen des Herbstes sind die Menschen aus der Nachbarschaft wieder abgereist. Oft ist abends nur ein Fenster beleuchtet und eigentlich scheinen die vier Strassenlaternen nur für die paar streunenden Katzen, die den Weg auch ohne dieses Licht finden würden.

Die Langeweile ist schnell verflogen, wenn ich daran denke, was noch an Arbeit zu leisten ist. Denn langsam konkretisiert sich die zweite grosse Etappe meines Traumes: das Atelier. Es bleiben noch zwei Wände zu verputzen. Die x-te Überarbeitung des Bauplanes ist abgeschlossen und ich muss mich nun um das Bestellen von 2 Kubikmeter Holzbalken kümmern, die für die Galerie benötigt werden. Kummer bereitet mir die Frage, wie ich die 60kg schweren Balken an ihre Position bringen werde. Es wird sich eine Lösung finden müssen. Die Kraft des Hebels lässt sich ja noch immer nützen.

In einer Regenpause ist mir draussen aufgefallen, dass es im Garten noch etwas zu holen gibt. Die zwei Wildrosensträucher sind voll von Beeren. Zur Abwechslung habe ich mal davon anderthalb Kilo gepflückt und werde versuchen, sie zu etwas Essbarem zu verarbeiten. Die restlichen geschätzt 10 Kilo lasse ich hängen. An vielen Orten der Welt gibt es offensichtlich immer noch Überfluss. Nur an der Verteilung scheint es hin und wieder zu mangeln.